Stilmittel

Nathan der Weise ist ein dramaturgisches Gedicht. Lessing arbeitete mit vielen sprachlichen Mitteln, von denen im Folgenden beispielhaft einige analysiert werden sollen.

Stilmittel

  • Alliteration: „Wer war das? wer? - Wo ist er?“ (1. Az., 1. At., Z. 147)
    \(\rightarrow\) Wörter mit gleichem Anfangsbuchstaben werden aneinandergereiht bzw. im Satz gehäuft, da dies einprägsamer wirkt
  • Anastrophe: „meiner Wünsche wärmster, innigster“ (3. Az., 1. At., Z. 24)
    \(\rightarrow\) Das Adjektiv wird entgegen der normalen Wortfolge hinter das Nomen gestellt, was eine gehobene Sprache simuliert
  • Asyndeton: „Ausmergeln, plündern, martern, würgen“ (1. Az., 3. At. , Z. 190)
    \(\rightarrow\) Die Aufzählung von mindestens drei Wörtern ohne Konjunktion wirkt verstärkend
  • Bild: „Doch die alte Leier wieder? - / Mit einer neuen Saite nur bezogen“ (4. Az., 6. At., Z. 63)
    \(\rightarrow\) Dass Daja ihre Klage abwandelt, wird hier von Nathan bildlich beschrieben als „neue Saite“
  • Exclamatio: „O Recha! / O meine Recha!“ (1. Az., 1. At., Z. 46/47)
    \(\rightarrow\) Der Ausruf soll Schreck, Erregung und Erschütterung widerspiegeln
  • Inversion: „Die Tempelherren, / Die Christen nicht, sind schuld“ (2. Az., 1. At., Z. 179/180)
    \(\rightarrow\) Die übliche Wortfolge im Satz wird umgestellt, um eine Betonung zu erreichen
  • Oxymoron: „Nun, so muss er wollen; / Muss gern am Ende wollen“ (3. AZ., 10. AT., Z. 121)
    \(\rightarrow\) Zwei sich eigentlich widersprechende Worte werden miteinander kombiniert; durch den Widerspruch stolpern die Leser und werden zum Nachdenken angeregt
  • Parenthese: „Denn ist es Ebb‘ im Schatz, - wie öfters ist; - / So zieht Ihr Eure Schleusen auf“ (1. Az., 3. At., Z. 104)
    \(\rightarrow\) Der Einschub unterbricht den eigentlichen Satz und gibt dem Leser weitere Informationen, die betont werden
  • Parallelismus: „Er kam, und niemand weiß woher. / Er ging, und niemand weiß wohin.“ (1. Az., 1. At., Z. 173/174)
    \(\rightarrow\) Zwei Sätze mit identischer Abfolge werden wiederholt. Die Aussage wird damit verstärkt und gesteigert
  • Personifikation: „Noch zittert ihr der Schreck durch jede Nerve. / Noch malet Feuer ihre Phantasie“ (1. Az., 1. At., Z. 120)
    \(\rightarrow\) Dem „Schreck“ und dem „Feuer“ werden menschliche Eigenschaften zugeschrieben, um das Abstrakte besser zu veranschaulichen
  • Rhetorische Frage: „Was hilft‘s? Denn mein Gewissen, muss ich Euch / Nur sagen, lässt sich länger nicht betäuben.“ (1. Az., 1. At., Z. 84)
    \(\rightarrow\) Die Frage wird zwar gestellt, die Antwort allerdings liegt bereits auf der Hand
  • Stakkato: „Verbrannt? Wer? meine Recha? sie?“ (1. Az., 1. At., Z. 35)
    \(\rightarrow\) Die Aneinanderreihung kurzer, unvollständiger Sätze bewirkt Tempo und Spannung
  • Synekdoche (Pars pro toto): „Der Kopf, den Saladin mir schenkte“ (3. Az., 8. At., Z. 33)
    \(\rightarrow\) Der Unterbegriff „Kopf“ steht hier für das Ganze, nämlich das Leben
  • Vergleich: „Denn sein Schatz / Ist jeden Tag mit Sonnenuntergang / Viel leeren noch, als leer. Die Flut, so hoch / Sie morgens eintritt, ist des Mittags längst / Verlaufen.“ (1. Az., 3. At., Z. 74/75)
    \(\rightarrow\) Der abstrakte Geldbestand des Sultans wird mit der „Flut“ verglichen, um ihn verständlicher und anschaulicher zu machen
  • Wiederholung: „Wie elend, elend hättet Ihr indes“ (1. Az., 1. At., Z. 19)
    \(\rightarrow\) Die mehrfache Nennung ein und desselben Wortes soll dies betonen